Haka – weit mehr als ein „Kriegstanz“

Ein traditionelles Bewegungsritual als immaterieller Kulturschatz

Wenn ihr euch vor eurer Reise nach Neuseeland ein wenig mit der Landeskultur beschäftigt, stoßt ihr mit Sicherheit auf den Begriff „Haka“ und darauf, dass das ein Tanz ist. Aber was hat es genau mit dem – auf Europäer fremdartig wirkenden – traditionellen Tanz auf sich? Ist es Folklore? Ein, wie häufig behauptet, „Kriegstanz“? Oder steckt noch viel mehr in dem imponierenden Gehabe, mit dem Maori ihre Choreografie aufführen? Was sich alles hinter „Haka“ verbirgt und was ihr als Touristen darüber wissen solltet, erfahrt ihr hier.

Der Tanz des Sonnensohns – der Ursprung des Haka

In der Maori-Mythologie begann alles mit einer Liebesgeschichte. Demnach hatte der Sonnengott Ra zwei Gefährtinnen: Sommer und Winter. Aus der Verbindung mit Hine Raumati, der Verkörperung des Sommers, ging der Sohn Tanerore hervor. Der ist für menschliche Augen im Flimmern der Luft an heißen Sommertagen sichtbar: Er tanzt den Haka für seine Mutter. Die Ehrenbezeigung hierfür ist das Schütteln der Hände während des Tanzes.

Maori Frauen tanzen Haka

Die ersten Menschen, die einen Haka tanzten, waren der Legende zufolge die Frauen des Häuptlings Tinirau – und der Haka war eine List: Ein Widersacher in einem gegnerischen Stamm sollte identifiziert werden, aber man wusste nur, dass er auffällige Zähne hatte. Was lag da näher, als die Mitglieder des anderen Stammes mit der Tanzdarbietung zum Lächeln zu bringen, um den Übeltäter zu finden?

Der Haka in der Alltagskultur

Der Maori Haka ist demnach ursprünglich kein Kriegstanz. Diese Interpretation greift jedoch viel zu kurz: „Haka“ bedeutet so viel wie „Tanz“. Ihn auf kriegerisches Kampfgehabe zu reduzieren wäre so, als würden Wiener Walzer und Freestyle-Headbanging gleichgesetzt. Haka soll das Selbstbewusstsein steigern und den Zusammenhalt einer Gruppe fördern – ein positives, persönlichkeitsbildendes Erlebnis. Psychologisch betrachtet, kann der Haka Blockaden lösen und persönliche Energien freisetzen.

Haka als Gesellschaftsevent

Während Haka traditionell als Form diplomatischer Verhandlungen zwischen Stämmen zum Einsatz kam, wird er heute bei Besuchen hochrangiger Persönlichkeiten aufgeführt oder zur Begrüßung von Gästen, gelegentlich sogar am Flughafen. Weitere gebräuchliche Haka sind:

  • Taparahi-Haka – die bekannteste Variante, bei der ständiger Blickkontakt mit dem Gegenüber erforderlich ist.
  • Manawa Wera – bei Beerdigungen oder Traueranlässen.
  • Tika Tonu – bei freudigen Gelegenheiten wie dem einundzwanzigsten Geburtstag, bei Hochzeiten, beruflichen Beförderungen oder akademischen Abschlüssen.
  • Tahu Pôtiki – bei wichtigen Ereignissen, als Motivation und zur Schaffung von Gemeinschaftsgefühl während Krisen.
  • Ngeri – zur psychologischen Festigung vor Herausforderungen.

Haka beim Rugby

Eigentümliche Popularität genießt der Haka im neuseeländischen Sport. Mannschaften stimmen sich vor Matches mit einem gemeinsamen Haka ein – oft zur Verblüffung des gegnerischen Teams, sofern es sich um Länderpartien handelt. Untrennbar sind Haka und Rugby: Internationale Bekanntheit erlangte der Haka der neuseeländischen Mannschaft All Blacks, die bereits 1884 in Australien tanzend das Spielfeld betrat. Seit den Achtzigerjahren gehört der Haka der Nationalmannschaft zum festen Ritual.

Haka als Kriegstanz

Maori führen den Haka mit Speeren vor

Selbstverständlich sind einzelne Formen des Haka auch Kriegstänze. Als Laie erkennt ihr einen kämpferisch motivierten Haka daran, dass er mit Waffen getanzt wird. Die ritualisierten Kriegstänze wie der Peruperu, manche von ihnen begleitet mit hohen und weiten Sprüngen, dienen der Zurschaustellung der Kraft und Kondition der Krieger, um dem Gegner Angst einzujagen. Unter Umständen wurde manche feindselige Auseinandersetzung dank der getanzten Drohgebärden im Vorfeld abgesagt.

Eine Symphonie des Körpers – so wird Haka getanzt

Selbst wenn ihr Haka in den Medien vornehmlich von Männer-Ensembles getanzt seht, handelt es sich nicht um einen Tanz für Herren. Männer und Frauen tanzen gleichberechtigt und durchaus in gemischten Gruppen. Nur bei speziellen Anlässen sind die Tänzer aus anderen Gründen gleichen Geschlechts – zum Beispiel bei den erwähnten Sportmannschaften. Es findet keine Geschlechtertrennung statt. Ebenso ist Haka nicht zwingend ein Gruppentanz. Er kann genauso als Solo aufgeführt werden.

Unabhängig vom Geschlecht und egal, ob allein oder in der Gruppe, Haka kann prinzipiell von jedem getanzt werden!

Musik ist tabu!

Ein Haka wird stets ohne begleitende Musik getanzt, mehr noch: Das Unterlegen des Tanzes mit Musik gilt als respektlos. Stattdessen wird durch Elemente wie Aufstampfen, Klatschen und nicht zuletzt den laut ausgerufenen Texten ein spezifischer Rhythmus erzeugt, der die Tänzer antreibt.

Chorgesang und Leadstimme

Alle Haka haben einen verbal vorgetragenen Text, der als Wechselgesang zwischen dem Anführer und der Gruppe inszeniert wird.

Die Sprache ist Mâori, die indigene Diktion der Ureinwohner, die in Neuseeland den Status einer Landessprache hat. Teile des Textes bestehen oft aus Bewegungsanweisungen für die Gemeinschaft.

Ausdruckstanz

Haka ist ein extrem expressiver Tanz, bei dem der Einsatz verschiedener Körperteile, festgelegter Gesten sowie die Mimik zentrale Rollen spielen. Augenrollen und die Zunge herauszustrecken, sind ebenso relevant wie das Schneiden von Grimassen.

Diese Pûkana genannte Ausdruckstechnik hat für die Maori aber einen völlig ernsten, symbolischen Charakter. Europäer empfinden Haka wegen der lauten Rufe und des kraftvollen Gehabes häufig als aggressiv, was aber keineswegs immer Absicht der Tanzenden ist. Zu den „Moves“ beim Haka gehören neben der Mimik auch Klatschen, Stampfen, Klopfen auf Arme, Brust und Schenkel sowie das Heben und Beugen der Arme und Beine und Schütteln einzelner Körperteile wie der Hände und Schultern.

Haka-Tanz international

Haka hat seinen Ursprung in Neuseeland, ist aber zwischenzeitlich auch in Polynesien und dem Südpazifikgebiet – Samoa, Fidschi – verbreitet. Neuseeländer im Ausland geben die Tanzkultur an interessierte Menschen weiter, sodass sich der Haka nach und nach in anderen Gegenden der Welt etablieren wird.

Tanzkurse: Wie kann ich Haka erlernen?

Um den Haka einzuüben, musst du kein Maori sein. Es gibt Tutorials auf den einschlägigen Videoplattformen und sogar Schritt-für-Schritt-Anleitungen, die ihr im Internet abrufen könnt. Deren Qualität ist gemischt; es lohnt sich ein Blick in die Kommentarbereiche, um Bewertungen von Insidern zu erfahren. Cool – und eine spezielle Ehre – ist es, wenn ihr euch von echten Maori vor Ort in die Geheimnisse des Haka einweihen lassen könnt.

Lerne den Haka Tanz

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Die schönsten Touren zum Thema Haka Tanz

Habt ihr Interesse, euch auf eurer Neuseelandreise mit dem Haka und der Kultur der Maori zu beschäftigen? Dann schaut euch bei unseren empfohlenen Touren um!

Tour: Besuch des Auckland Museums mit Haka Tanz Show

Maori führen den Haka vorEtwa 30 Fußminuten von Auckland entfernt befindet sich das Aukland Museum, in dem ihr Einblicke in das Leben der Maori gewinnen könnt. Die Führung durch das Museum erfolgt in englischer Sprache und nach der Performance gibt es Gelegenheit zum Meet-and-Greet mit den Akteuren. Ein Tagesticket für das Museum inklusive Performance könnt ihr hier buchen.

Beachtet jedoch: Am ersten Weihnachtstag und am 25. April gibt es keine Tanzaufführung. Die Gruppe startet von einem gemeinsamen Treffpunkt zum barrierefreien Museum und betritt dieses unter Umgehung von möglichen Warteschlangen.

Tourdauer: Ticket für 1 Tag gültig, 30-minütige Maori Aufführung des Haka
Start: Das Auckland Museum
Preis: 26,62 €

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Tour: Besuch des Tamaki Maori Dorfs bei Rotorua mit Maori Zeremonien

Maori führen den Haka vorDie Maori-Kultur hautnah erlebt ihr in Rotorua auf der neuseeländischen Nordinsel. Dort könnt ihr im Rahmen einer Tour das Maori-Dorf Tamaki besuchen. Auf der Tour mit englischsprachiger Reiseleitung nehmt ihr an einer traditionellen Willkommenszeremonie und einem Abendessen mit Maori-Spezialitäten teil. Ihr gewinnt Einblicke in das Kriegertraining, die Kunst des Schnitzens und Tätowierens und natürlich in den Haka- und den Poi-Tanz.

Zur Buchung dieser einzigartigen Erlebnistour geht es hier entlang. Die Tour ist barrierefrei – ihr könnt als Rollstuhlfahrer oder mit Kinderwagen daran teilnehmen.

Tourdauer: 3,5 Stunden
Start: Abholung in Rotorua
Preis: 76,96 €

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Gegen den Ausverkauf: der Haka als geschütztes Kulturgut

Nachdem der Haka durch Reisende, Berichterstattung und die Medien auch außerhalb von Neuseeland immer bekannter wurde, gab es von verschiedenen Seiten Versuche, den Tanz und die Symbolik in eigenen Kontexten zu verwerten, beispielsweise in Werbespots. Sehr zum Missfallen der Maori, die kulturelle Ausbeutung und Profanierung wähnen und die Unterlassung rechtlich durchsetzen wollen.

Profilbild Laura Schulze
Über die Autorin

Ich liebe das Reisen! Ganz gleich, ob ins australische Outback, zu den Fjorden von Norwegen oder Städtetrips in den schönsten Metropolen der Welt wie Paris, Singapur, Barcelona oder New York unternehme - ich schreibe euch meine besten Tipps nieder, damit auch eure Reise zu einem ganz besonderen Highlight wird.

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Steffen von Loving Travel