Neuseelands Ureinwohner: die Maori und ihre Kultur

Entdecke das Leben der Maori abseits des Klischees

Schon lange bevor James Cook erstmals neuseeländischen Boden betrat, hatten polynesische Entdecker mit ihren kleinen Kanus die Doppelinsel erreicht und besiedelt. In relativer Isolation konnten die Maori eine einzigartige Kultur entwickeln, die bis heute intensiv gepflegt und geschützt wird.

Wer sind die Maori?

Das polynesische Wort Maori bedeutet im ursprünglichen Sinn „normal“. Im Laufe der Zeit wandelte es sich jedoch in „einheimisch“ oder „eingeboren“. Die Maori bezeichnen sich dagegen selbst häufig als „tangata whenua“ – als „die Menschen des Landes“. Gegenwärtig machen sie noch knapp 15 Prozent der neuseeländischen Bevölkerung aus. Bis heute pflegen sie intensiv ihre eigene polynesische Sprache und Kultur.

Maori Statue in Neuseeland

Weltweit bekannt ist vor allem der Haka, der traditionelle Maori-Tanz, den die neuseeländische Rugby-Nationalmannschaft vor jedem Spiel zeigt. Unzählige Menschen tragen heute ein Maori-Tattoo, ohne sich der tieferen spirituellen Bedeutung der Tattoos in den polynesischen Kulturen bewusst zu sein. Eine gute Möglichkeit, die Kultur und Geschichte der Maori zumindest oberflächlich kennenzulernen, ist ein Ausflug ins geothermische Gebiet Whakarewarewa mit einem Besuch des traditionellen Maori-Dorfes Te Puia.

Vulkanische Quellen, Marae und der Haka

Wenn du glaubst, dass Whakarewarewa ein Zungenbrecher ist, versuche es doch einmal mit dem vollständigen Maori-Namen Whakarewarewatanga O Te Ope Taua A Whahiao. Wörtlich übersetzt bedeutet dies so viel wie „Versammlungsplatz für die Kriegszüge von Whahiao“. Keine Sorge: Die Einheimischen kürzen es einfach zu „Whaka“ ab. Das größte geothermische Gebiet von Neuseeland liegt etwa 200 Kilometer südlich von Auckland bei Rotorua auf der Nordinsel. Hier könnt ihr berühmte Geysire wie den Pohuto-Geysir sehen, der pünktlich einmal pro Stunde eine heiße Fontäne in die Luft schießt.

Pohutu Geyser Whakarewarewa Thermal Valley New Zealand

Das Gebiet wurde schon vor Jahrhunderten von Maori besiedelt und gilt heute als wichtigstes Zentrum der Maori-Kultur auf der Nordinsel. Zu den Highlights gehören die beiden historischen Dörfer Te Puia Pa und Pikirangi, die einen Einblick in das frühere Leben der Einheimischen ermöglichen. Das Rotowhio Marae ist ein eindrucksvolles Beispiel für ein Marae, den traditionellen Begegnungsplatz in polynesischen Kulturen. Im größten Versammlungshaus, dem Te Aronui-a-rua, finden kulturelle Aufführungen statt. Hier könnt ihr auch den berühmten Haka live sehen.

Abgerundet wird der Ausflug in die Welt der Maori mit einem Besuch im Arts & Craft Centre. Hier ist die National Wood Carving School ansässig, die das Wissen um die uralte polynesische Holzschnitzkunst von Generation zu Generation weitergibt. Seht in der National Stone and Bone Carving School zu, wie sich schlichte Pounamu-Steine und Knochen in wunderschöne kleine Kunstwerke verwandeln oder wie in der National Weaving School Pflanzenfasern zu Kleidung werden.

Ein Maori-Tattoo im Ta Moko Studio

Maori Statue mit Holzverzierungen

Spielst du mit dem Gedanken an ein Maori-Tattoo, gibt es keine bessere Alternative als das Ta Moko Studio im Arts & Craft Institute. Hier findest du nicht nur echte Könner, sondern erfährst auch, was es mit den traditionellen Designs auf sich hat.

Eine Besonderheit des echten Maori-Tattoos: Du kannst keine Wünsche zum Design äußern. Du erzählst dem Künstler deine Geschichte und Gedanken und er wird sie in Form des Tattoos visualisieren. So bekommst du ein wirklich individuelles Maori-Tattoo, das dich repräsentiert.

Das Hangi-Abendessen der Maori

Ein Ausflug in die Welt der Maori wird erst mit einem traditionellen Hangi-Abendessen komplett. Willst du das Hangi erleben, buchst du am besten einen abendlichen Ausflug nach Te Puia mit Abendessen, kulturellen Darbietungen und einer Führung durch das abendlich beleuchtete Tal. Hangi ist die traditionelle Zubereitungsart der Maori. Dazu wird ein Loch in den Boden gegraben und mit heißen Steinen gefüllt.

Traditionelle Zubereitung der Maori - das Hangi

Auf die Steine werden in Blätter gewickelte Fleischstücke, Fisch und andere Nahrungsmittel gelegt. Anschließend wird das Loch zugeschüttet. Nach einigen Stunden sind die Speisen gar und werden aus dem Loch geholt. Der Effekt ist mit dem des bei Grillfreunden beliebten Smokers zu vergleichen.

Vor allem Fleisch wird bei dieser langsamen Garmethode unglaublich zart und lecker.

Die Geschichte der Ureinwohner Neuseelands

Die heutigen neuseeländischen Maori stammen von polynesischen Seefahrern ab, die von Ostasien und Hawaii ausgehend den gesamten Südpazifik für sich entdeckten und besiedelten. Als offizieller Beginn der Besiedlung Neuseelands wird die Zeit um 1320 bis 1350 n.Chr. betrachtet.

Über drei Jahrhunderte lebten die ersten Maori ungestört in Neuseeland und konnten ihre bis heute einzigartige Kultur entwickeln. Ab dem 17. Jahrhundert war es dann mit der Ruhe vorbei, als die Europäer den Südpazifik für sich entdeckten.

Maori tanzen Haka im Sonnenuntergang

Als Erster tauchte der Niederländer Abel Tasman 1642 auf, dem die Maori einen unfreundlichen Empfang bereiteten. Ehe er überhaupt an Land gehen konnte, hatten sie vier seiner Matrosen umgebracht. Im Jahr 1769 folgte der Engländer James Cook, der Neuseeland für die britische Krone beanspruchte. Die ernsthafte Besiedlung der beiden Inseln durch Pakeha – so bezeichneten die Maori die weißen Eindringlinge – begann im frühen 19. Jahrhundert und verlief zunächst friedlich.

Maori und Pakeha lernten voneinander. So brachten die Europäer die Einheimischen erstmals mit der Schriftsprache in Kontakt, die es ihnen erlaubte, ihre bislang mündlich weitergegebenen Legenden und Geschichten erstmals schriftlich festzuhalten. Allerdings brachten die Weißen auch zahlreiche Infektionskrankheiten wie Masern und Grippe mit, an denen Schätzungen zufolge bis zu 50 Prozent der Maori starben, da ihr Immunsystem nichts mit den Viren und Bakterien anfangen konnte.

Der Vertrag von Waitangi

Im Jahr 1840 wurde der Vertrag von Waitangi unterschrieben: 500 Maori-Häuptlinge übertrugen das Land offiziell als Kolonie an die britische Krone und bekamen dafür Besitzrechte und Autonomie zugesichert. So einfach wurde es natürlich nicht. Zwischen 1845 und 1872 kam es zu den „New Zealand Wars“ zwischen britischen Siedlern und Maori um Land und Autonomie. Im Jahr 1896 war die Zahl der Maori in Neuseeland auf nur noch 42.113 gesunken, während die Pakeha bereits über 700.000 zählten. Im 20. Jahrhundert wendete sich das Blatt jedoch. Führende Maori-Politiker setzten sich für Aussöhnung und Assimilation u. a. durch Erlernen der englischen Sprache ein.

Das Maori Marae - ein Haus, das als Treffpunkt genutzt wird

Seit den 60er-Jahren erlebt die Maori-Kultur ein großes Revival. Inzwischen gibt es Fernsehsender, die in der Maori-Sprache senden, und Maori-Stämme erhielten einen Teil ihrer früheren Gebiete zurück. Mittlerweile identifizieren sich wieder knapp 600.000 Neuseeländer als Maori. Einige Ausdrücke der Maori-Sprache haben es ins neuseeländische Englisch geschafft, darunter die beliebte Begrüßungsformel „Kia Ora“, „Waka“ (Kanu) und „Mahi“ (Arbeit). Auch Neuseelands Wappenvogel Kiwi und der Papagei Kea leiten ihre Namen aus der Maori-Sprache ab. Vielleicht kennst du auch das Wort Aotearoa schon, mit dem die Maori die Doppelinsel Neuseeland bezeichnen. Wörtlich übersetzt hat es für die Maori die Bedeutung „Lange weiße Wolke“.

Tipp: Willst du noch mehr über die Maori und ihre Kultur erfahren, solltest du entsprechende Lektüre mit auf deine Neuseelandreise nehmen. Empfehlenswert sind die Bücher des bedeutenden Maori-Schriftstellers Witi Ihimaera, der die Vorlage für den preisgekrönten Film „Whale Rider“ schrieb, oder der ebenfalls verfilmte Roman „Once were warriors“ von Alan Ruff über das Leben heutiger Maori in Neuseeland.

Profilbild Laura Schulze
Über die Autorin

Ich liebe das Reisen! Ganz gleich, ob ins australische Outback, zu den Fjorden von Norwegen oder Städtetrips in den schönsten Metropolen der Welt wie Paris, Singapur, Barcelona oder New York unternehme - ich schreibe euch meine besten Tipps nieder, damit auch eure Reise zu einem ganz besonderen Highlight wird.

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Steffen von Loving Travel